Es braucht strukturelle und gesellschaftliche Veränderungen, um Femizide zu verhindern

Allein in Deutschland versucht jeden Tag ein Mann seine Partnerin oder (Ex-)Partnerin zu töten, so die Kriminalstatistik des Bundeskriminalamts, uns jeden dritten Tag gelingt es einem dieser Täter. Im Jahr 2018 wurden 122 Frauen von ihren Partnern oder Ex-Partnern ermordet. „Das ist eine große Zahl für ein Land, das sich in der Verfassung für die Gleichberechtigung der Geschlechter einsetzt“, erklärte die SPD-Abgeordnete Nadine Gersberg in der Plenardebatte. Gersberg übte Kritik gegen die Landesregierung, die zu wenig in diesem Themenfeld unternehmen würde. „Frauenhäuser müssen endlich mit ausreichenden Mitteln ausgestattet werden. Die Mitarbeiterinnen haben Wichtigeres zu tun, als in ihrer Arbeitszeit Spendenakquise zu betreiben oder Förderanträge zu schreiben. Sie müssen Frauen aus Notsituationen befreien und sie in ein neues gewaltfreies Leben führen, das ist ihre Aufgabe. Und nichts Anderes“, erklärte Gersberg.

Die Abgeordnete forderte außerdem das Innenministerium auf, das Thema Stalking mehr in den Blick zu nehmen: „Wir wissen, dass bei 90 Prozent der Femizide der Täter das Opfer im Vorfeld gestalkt hat. Die Anfänge von Gewalt müssen ernster genommen werden als bisher.“ Um Femizide zu verhindern, brauche es aber vor allem strukturelle und gesellschaftliche Veränderungen. „Es muss sich etwas in den Köpfen ändern“, so Gersberg. Auch von der Landesregierung forderte Gersberg mehr Anstrengungen: „Wir brauchen mehr Schul- und Jugendsozialarbeit zu diesem Thema und ein Verbot von sexualisierter Werbung in Werbeverträgen.“ Auch auf die sorgfältige Verwendung von Sprache müsse in der Öffentlichkeitsarbeit immer wieder hingewiesen werden. „Wenn man statt „Femizid“ die Worte „Familientragödie“ oder „Eifersuchtsdrama“ verwendet, verharmlost man das Thema und trägt dazu bei, dass die Hemmschwelle der Täter sinkt. Es wird der Eindruck erweckt, dass die Frau eine Mitschuld trägt und der Täter im Affekt gehandelt hat, was aber selten der Fall ist“, sagte Gerbserg. Die Zurückweisung durch eine Frau sei nicht das Motiv eines Femizids.